Französische Firmen haben, vor
allem, wenn es sich um größere handelt, einen besonderen Vorteil: man kommt in
den Genuss der Angebote des Comité d’Entreprise, des Firmenkomitee, mit anderen
Worten: ein Bereich der Arbeitnehmervertretung, der zu Weihnachten
Geschenkschecks für verschiedene Geschäfte ausgibt, im Winter Firmenwohnungen
zum Skifahren und im Sommer zum Entspannen in der Sonne anbietet sowie
innerhalb eines gewissen Budgets (ca. 120 Euro pro Jahr, natürlich
firmenabhängig) vergünstigte Tickets für Kino- und Theatervorstellungen oder
Veranstaltungen wie Walkingtouren offeriert.
Bei genauerer Durchsicht des
Angebotes kann man dabei auf ganz besondere Leckerbissen stoßen: ein geführter
Spaziergang durch Paris, der drei Stunden lang von Pariser Chocolaterie zu
Chocolaterie führt, die von den Organisatoren als ideale Repräsentanten der
französischen Schokoladenkultur herausgepickt wurden. Natürlich stehen diese Touren nicht nur Angestellten französischer
Firmen offen, die diese zu einem reduzierten Preis genießen dürfen, sie stehen jedermann offen, der sich dafür
interessiert (und der französischen Sprache mächtig ist).
Sicherlich werden die Herzen wahrer
Schokoladen-Liebhaber nun höher schlagen (während sich Schokoladen-Ignoranten
wohl wundern, worüber man drei Stunden lang sprechen kann, wenn es um
Schokolade geht), Tatsache ist jedoch, dass die Zeit viel zu schnell vergeht.
Vom Treffpunkt im 18. Arrondissement geht es zuerst zu einer Chocolaterie, die
im Zeichen ihrer Qualität selbstverständlich auch in Japan Niederlassungen hat,
wie jeder gute (französische) Chocolatier. Der ‚Artisan’ hat bereits mehrere
Preise gewonnen, wir genießen zwei verschiedene Arten von Schokoladen, den
französischen Vorlieben entsprechend mit hohem Schokoladenanteil. Dennoch
bleibe ich bei meiner (deutschen) Vorliebe, der eher Milchschokolade
zugeschrieben wird, mit vollem Recht, wie ich meine, während Schweizer eher zu
den Sahne-Schokoladen-Liebhaber zählen. Die Schokolade ist dennoch angenehm ‚im
Abgang’ und ihr Geld in jedem Fall wert.
Ein kurzer Halt wird bei einer
Boulangerie eingelegt, die noch ihre Ausstattung zu Zeiten der Pariser
Stadtgrenze in ihrer Nähe Stelle hat, was man der Inschrift an der Außenfläche
entnehmen kann.
Es folgt ein längerer Spaziergang
zum nächsten Halt, der mit amüsanten Pointen zum Thema ausgeschmückt wird. Eine
bekannte Größe in der Welt der Schokolade hat in der Nähe von Pigalle ihr
Spezialitätengeschäft und wird nicht müde, mit Detailwissen den Nachmittag
weiterhin zu bereichern. Selbstverständlich ist es ihrem persönlichen Einsatz
zu verdanken, dass hervorragende Chocolatiers aus der Provinz gerade bei ihr
einen ansehnlichen Bestand bester Schokoladen (für 10 Euro pro 100g Tafel)
anbieten, die sie sonst keinem anderen verkaufen. Die Dame selber ist ein
Charakter für sich mit ihrem Schottenrock und dem langen Zopf. Als
Preisrichterin möchte sie nicht mehr tätig sein, weil sie sonst so oft nicht in
ihrem Geschäft sein kann, was ihr so sehr am Herzen liegt. Man glaubt ihr jedes
Wort und kauft tüchtig ein.
Doch es gibt noch mehr Pariser
Chocolatiers, die ich vorher nicht kannte und deren Schokolade ich nun koste -
jede für sich ist ein Hochgenuss - für mich als Milchschokoladen-Liebhaber vor
allem Trüffel aus dunkler Schokolade, denen gerne auch Champagner beigemischt
sein darf. Und das ist auch mein Fazit dieser Tour: dass ich, unabhängig der hervorstechenden
Qualität, noch immer Milchschokolade mag, aber auch gerne mal zum höheren
Kakaoanteil greife, wenn es sich um Trüffel handelt.
Die Organisatoren der Tour haben die
Schokoladen übrigens nicht kostenfrei erhalten, damit die Teilnehmer bei den
Chocolatiers einkaufen, sondern jeweils gekauft, woraus sich der recht hohe
Preis der Tour von 30 Euros begründet, der über das Firmenkomittee mit 12 Euro
in Rechnung gestellt wurde.
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Eines der Ausstellungsstücke der
Modeschau
im Salon de Chocolat - ein Kleid aus Schokolade
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